W107 500SL 06/1985

Restaurations-Abschnitt 1

2008 Oktober - Ausbau der Vorderachse

Freitag den 31.Oktober 2008 war es nun soweit.

Die Vorderachse an meinem 500SL ist jetzt runter.

Nicht weil sie unbedingt runter muß, nein ich will es so, ich will den 500SL noch 20 Jahre fahren und da mach ich einfach jetzt eine vernünftige Restauration, die professionelle Reinigung und Konservierung des Unterbodens und die professionelle Überholung der Vorderachse und der Hinterachse und nicht kleckerweise in den nächsten 2-5 Jahren....

Nun, alleine hätte ich diese Arbeit heute sicher nicht geschafft, obwohl ich ja schon einiges an Schrauber-Erfahrung durch meine beiden Jaguars habe, aber dank der tatkräftigen Hilfe eines guten Bekannten, ein ehemaliger MB-Mechaniker, bestens vertraut mit der W107 Serie, haben wir dies in genau 4 Stunden geschafft, von 9:00 Uhr morgens bis 13:00 nachmittags und das inklusive Kaffeepause.

Obwohl ich einen absoluten Werkzeugprofiwagen von Gebr. Mannesmann habe, brachte mein Bekannter trotzdem sein eigenes Werkzeug mit, er meinte dies wäre ihm vertrauter, ok, er war der Boss und ich sein Gehilfe. Wie gesagt um 9:00 ging es dann los.

Zu allererst haben wir den V8 Motor mit einer Motorbrücke gesichert, um nicht nach unten durchzufallen wenn die Vorderachse später demontiert war.

Als erstes wurde der 500er richtig für die Hebebühne plaziert. Vorne haben wir die Gummi-Teller der Hebebühne unter die Längsträger positioniert, hinten wurde ein Spezialwerkzeug, in der WIS-CD Abschnitt 40-0012 beschrieben, in die beiden hinteren Wagenheberaufnahmen gesteckt und genau auf den Gummi-Tellern der Hebebühne positioniert. Die beiden Spezialwerkzeuge in den hinteren Wagenheberaufnahmen haben wir mit Spanngurten um die Hebebühnenarme fixiert, um ein eventuelles Abkippen des 500er nach vorne zu vermeiden wenn beide Achsen runter waren und der 500er durch den schweren Motor vielleicht vorn Übergewicht bekommt.

Die Hebebühne wurde hochgefahren und alle 4 Räder demontiert.

Ich werde mich jetzt mit dem Erklären der Vorgehensweise, der Demontage der Achsen relativ kurz fassen, später gibt es dann einen etwas detaillierteren Bericht in meinem 500SL-Restore-Book.

Abgasanlage abbauen

Die Hosenrohre, der US-Kat, Mittel- und Endschalldämpfer waren in einem Stück von vorne bis hinten zusammengeschweißt, hatte ich so noch nie gesehen, aber was soll's, bei den Amis ist ja nichts unmöglich. Vorne wurden die 8 Schrauben der 4 Krümmeranschlüsse gelöst (hatte ich am Vortag gut mit WD40 eingesprüht), ging also relativ einfach, dann alle Haltegummis entfernt und der Auspuff lag fast auf der Erde, nur noch runter nehmen und weg damit in den Schrott - das Ding wäre für den TÜV absolut nicht akzeptabel.

Ausbau Vorderachse

Zunächst haben wir dann von unten die beiden Schrauben der beiden Motorlager versucht zu lösen, zwei Inbus Schrauben M12x40 mit Federscheiben. Die Dinger saßen bombenfest, hier half nur eine spezielle Knarre mit einer Länge von 50cm und schon waren die beiden Schrauben lose, rausgeschraubt und fertig.

Dann haben wir die Muttern der Spurstangen rechts und links losschraubt, mit einer 17er Nuß und Knarre. Der Ausbau der beiden Spurkopfgelenke aus den Konussen der Lenkspurhebel stellte sich auch nicht als schwierig dar und schnell gemacht.

Der Ausbau des Stabilisators oder auch Drehstab genannt, dauerte etwas länger. Hier haben wir als der 500er noch auf dem Boden stand schon mal die beiden Langschrauben in den Abstandsrohren mit jeweils 2x2 Gummipuffern, die Befestigung des Stabilisators rechts und links an den unteren Querlenkern abgeschraubt. Jetzt auf der Hebebühne noch das Lösen der der Befestigungsbügel/Spannbügel an der vorderen Quertraverse auf der Beifahrerseite, 2 x M8 Schrauben, war einfach. Eine 13er Nuß mit Verlängerung und Knarre durch die dafür vorgesehenen beiden runden Löcher und einfach losschrauben. Dafür stellte sich das Lösen des Befestigungsbügels/Spannbügels auf der Fahrerseite, 2 x M8, als kleineres Problem dar. Hier gibt es keine Rundlöcher um die Knarrennuß durchzustecken. Da gibt es nur diesen engen Blechschacht und da kommt man wirklich schlecht an die beiden Schrauben ran. Einen gekröpften 13er Ringschlüssel und ein wenig Geduld, dann waren auch die beiden Schrauben draußen, Stabi abnehmen und fertig.

Stabilisator ausgebaut, hier unten zu sehen

Dann haben wir die ABS Sensoren und die Bremsbelag-Verschleißsensoren an den Radträgern auf jeder Seite gelöst und entfernt, war wirklich einfach.

Danach haben wir die Bremssättel auf jeder Seite demontiert, jeweils 2 x M12 Sechskantschrauben, die saßen bombenfast, aber mit der 50er Spezialknarre mit 19er Nuß gingen die dann doch mit etwas mehr Kraftauwand schnell lose. Natürlich haben wir vorher auch die beiden Bremsschläuche von den Bremsleitungen losgeschraubt.

Das Ausbauen der Stoßdämpfer war einfach, oben 2 x M10er Mutter mit 17er Nuß und Knarre, und unten jeweils 2 x M8 Mutter mit 13er Nuß und Knarre.

Nun war die Vorderachse bereit zum Abnehmen. Wie jeder W107er-Schrauber vielleicht weiß - die VA war jetzt nur noch mit 4 Schrauben an den jeweils 2 VA-Befestigungen an den Langstträgern recht und links befestigt.......die Befestigungen der beiden Motorlager, Achsträger am Motor, s.o., waren ja schon vorher entfernt worden.

Wir stellten jetzt einen stabilen Arbeitstisch längst unter die Vorderachse und fuhren die Hebebühne soweit runter bis der Achsträger/Achsschemel ca. 10cm über dem Arbeitstisch war und legten 2 Kanthölzer quer unter den Achsträger. Das ganze war so positioniert, dass wir leichten Zugang zu den 4 Schrauben der VA-Befestigungen hatten. Jetzt ließen wir die Hebebühne soweit runter dass der Achsträger auf den beiden Kanthölzern aufsaß.

Nachdem wir nun alles noch mal kontrolliert hatten, haben wir dann die 4 Schrauben der VA-Befestigungen eine nach der anderen gelöst. Die Dinger saßen auch bombenfest, also mußte hier wieder unsere Spezialknarre mit dem ca. 50cm langen Griff ran und das war mit etwas größerem Kraftaufwand wieder einfach, die Schrauben waren entfernt und die Vorderachse war lose.

So, nun haben wir die Hebebühne ganz vorsichtig im Start/Stop hochgefahren. Ich konnte es kaum glauben was ich da sah, die Achse löste sich ganz einfach und ohne Probleme vom Unterboden und blieb wie festgeschraubt auf dem Arbeitstisch liegen.

Vorderachse ausgebaut
Vorderachse raus, von unten gesehen
Vorderachse raus, von rechts unten gesehen

Hier noch mal zum besseren Verständnis alle Befestigungspunkte der Vorderachse welche gelöst werden müssen um die VA letztlich abzunehmen:

4 x Inbus Schrauben M12 (rote Kreise) an den Längstträgerbefestigungen und 4 x M8 Schrauben (grüne Kreise) durch die Halter der Motorlager.

 

Die Vorderachse war nach ca. 3 Stunden runter.